· 

Klischees in Romanen: Inspiration oder Falle? Ein Blick auf "Nachttanz" u.a.m. (Teil 1)

 

Klischees: Altbekannt und oft belächelt Klischees sind in der Welt der Literatur ebenso unvermeidbar wie umstritten. Sie sind wie alte Freunde – vertraut und manchmal willkommen, doch oft auch abgenutzt. Sie helfen Leser:innen, sich schnell in einer Geschichte zurechtzufinden, können diese jedoch genauso schnell in Belanglosigkeit ziehen, wenn sie nicht überraschend oder vielschichtig eingesetzt werden.

 

Klischees: Ein Werkzeug, kein Urteil Wie jedes Stilmittel sind Klischees weder gut noch schlecht – es kommt darauf an, wie sie genutzt werden. Richtig eingesetzt, können sie Erwartungen aufbauen, die dann gebrochen werden, um Spannung oder Reflexion zu erzeugen. Ein Beispiel ist das Motiv der "auserwählten Heldin" in meiner Nachttanz-Tetralogie. Protagonistin Zayla scheint anfangs das klassische Bild der schönen, begabten Heldin zu verkörpern. Doch ihr außergewöhnliches Talent ist nicht nur eine Gabe, sondern tief verwurzelt in Traumata und emotionalem Schmerz – ein Bruch mit der idealisierten Vorstellung von "Heldenhaftigkeit". Diese bewusste Brechung erlaubt es, den Charakter über das Klischee hinaus zu entwickeln.

 

Das Motiv des "edlen Wilden": Ein literarisches Relikt? Ein besonders prominentes Klischee in der Literatur ist das des "edlen Wilden", wie es beispielsweise durch Karl Mays Winnetou bekannt wurde. Diese Figur symbolisiert moralische Reinheit und eine naturnahe Weisheit, die der vermeintlich dekadenten westlichen Welt gegenübergestellt wird. Doch wie reizvoll dieses Bild auf den ersten Blick erscheint, so problematisch ist es bei näherer Betrachtung. Indigene Kulturen werden romantisiert, gleichzeitig jedoch auf stereotype Eigenschaften wie "Reinheit" und "Weisheit" reduziert. Die komplexen, oft widersprücklichen Realitäten indigener Identität und Geschichte bleiben dabei im Verborgenen.

In der Nachttanz-Saga greife ich dieses Motiv auf und entwickle es weiter. Logan, einer der zentralen Charaktere, ist der Nachfahre eines legendären Lakota-Kriegerführers. In ihm vereinen sich Elemente des "edlen Wilden" mit modernen Attributen – darunter seine US-amerikanische und australische Staatsangehörigkeit. Seine Spiritualität und Weltsicht sind tief mit den Traditionen seiner Familie verwurzelt, aber auch geprägt von den Traumata seiner Kindheit. Die Dualität aus Tradition und Moderne sowie innerer Zerrissenheit verleiht ihm eine Vielschichtigkeit, die über das Klischee hinausgeht.

 

Warum Klischees nicht verteufelt werden sollten Klischees können eine Story bereichern, wenn sie reflektiert eingesetzt werden. Ein bewusstes Spiel mit ihnen erlaubt es, Leser:innen eine vertraute Basis zu geben, die jedoch durch unvorhergesehene Wendungen oder Tiefgang überrascht. In der Nachttanz-Saga nutze ich Klischees, um Themen wie Identität, Trauma und Heilung greifbar zu machen und gleichzeitig die Erwartungen der Leser:innen zu hinterfragen.

 

Fazit: Klischees als Spiegel unserer Erwartungen Letztlich sagen Klischees oft mehr über die Gesellschaft aus, die sie geschaffen hat, als über die Charaktere selbst. Sie spiegeln kollektive Sehnsüchte, Ängste und Projektionen wider. Doch genau hier liegt ihr Potenzial: Indem wir sie brechen, erweitern oder in Frage stellen, können wir nicht nur spannende Geschichten erschaffen, sondern auch tiefere Einblicke in uns selbst und unsere Welt gewinnen.

 

(Wie stehst du zu Klischees in Romanen?)

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 0

 KORYS NACHTTANZ POST

 

Melde dich gerne an, um in zwei- bis dreimonatigem Kontakt mit mir und dem Nachttanz-Universum zu bleiben.

Nutze, wenn möglich, keine Yahoo oder Gmail Adresse und kontrolliere unbedingt deinen Spam-Ordner!

Bitte bestätige außerdem die automatisierte Email, die ich dir direkt im Anschluss an deine Anmeldung zusende.

Ich freue mich SEHR auf dich! :)

 

Du möchtest ein kostenloses Nachttanz-Lesezeichen zugeschickt bekommen? Dann kontaktiere mich bitte hier.

 

 

Mit Ausnahme der Fotos, die die Autorin zeigen, sowie der Buchcover wurden die auf nachttanz.net verwendeten Bilder mit istock-Standardlizenzen erworben.